Seit 2019 sind Sie die Frontfrau des Marketingvereins „Familienregion HOY“. Wie passte die Stadt und das Thema Familie aus Ihrer Sicht zusammen und woran mangelte es?
Damals wie heute lassen sich in Hoyerswerda Beruf und Familie wunderbar unter einen Hut bringen. Das ist auch für mich persönlich im direkten Vergleich zu größeren Städten einer der bedeutendsten Vorteile unserer ländlichen Region. In unseren Rückkehrergeschichten HOYERSwer(lebt)da? stellen wir jungen Familien die Frage, was sie an ihrem Hoyerswerda besonders schätzen und warum sie ihre Kinder nicht etwa in Dresden, München, Berlin oder gar New York aufwachsen sehen wollen.
Die Antwort liegt klar auf der Hand: Die kurzen Wege, die unterstützenden Großeltern, die tief verwurzelten Traditionen und engen Freundschaften fehlen in der oftmals anonymen, großen weiten Welt. Der Grundstein für die Karriere lässt sich gut in Großstädten legen, doch wer eine Familie gründen und sesshaft werden will, schätzt die behütete Idylle der Familienregion Hoyerswerda umso mehr. Hoyerswerda punktet bei Familien mit hervorragender Kinderbetreuung und sagenhaften Möglichkeiten, die einen inmitten des Lausitzer Seenlandes nahezu vor der Haustür erwarten.
Doch im Gegensatz zu gefühlt jeder anderen Urlaubsregion in den alten Bundesländern mangelt es uns an dem Selbstverständnis diese vielfältigen und bestechenden Vorzüge zu bewerben. Das war vor genau neun Jahren mein Antrieb zurück in die Heimat zu kommen: Ich will meine Heimat mit meiner Expertise als Dialogmarketing-Fachwirtin und Online-Marketing-Managerin voranbringen, mit Stolz und Leidenschaft promoten und eine zukunftssichere Perspektive für meine Kinder in der Lausitz schaffen.
Was hat sich diesbezüglich bis heute verändert und welche konkreten Ergebnisse sind erzielt worden?
Das Stadtmarketing Hoyerswerda ist zum Leben erwacht. Die großen Unternehmen Hoyerswerdas sowie die Stadt selbst legten mit der Gründung des Marketingvereins Familienregion HOY e. V. vor über einem Jahr den entscheidenden Meilenstein auf dem Weg zu unserer glorreichen Stadtzukunft. Schließlich entscheidet die Qualität der Sichtbarmachung nach innen und außen darüber, als wie lebenswert und attraktiv unsere Familienregion Hoyerswerda wahrgenommen wird. Im ersten Jahr meiner Tätigkeit galt es daher, den Grundstein für ein Stadtmarketing Hoyerswerda zu legen, welches die vielfältigen Identitäten der Stadt und seiner fünf Ortsteile aufnimmt, das überragende Engagement – ob zivilgesellschaftlich, sportlich oder soziokulturell – unterstützt und die emotionale Verbundenheit mit unserer Heimat, der Familienregion Hoyerswerda stärkt. Mit unseren Projektinitiativen „Blitzlichtgewitter HOY“ zur Sichtbarmachung unserer Vereinslandschaft, dem Veranstaltungsformat „Idee sucht Gründer“ zum Netzwerken oder der Aktion „HOYte kaufe ich lokal!“ als Aufruf, die regionalen Händler mit der eigenen Kaufkraft zu stärken, ist uns ein starker Auftakt gelungen. Wir zeigen eindrucksvoll und facettenreich, welch sagenhafte Möglichkeiten unsere Familienregion Hoyerswerda zu bieten hat. Und viele weitere Projekte stehen bereits in den Startlöchern.
Ein großes Thema Ihrer Arbeit war/ist also die Vereinsarbeit. Wo sehen Sie speziell in diesem Bereich noch Potential, um Familien und Vereine besser vernetzen zu können?
Die Vielfalt der Vereinslandschaft von Hoyerswerda sucht ihresgleichen. Man hat die Qual der Wahl zwischen nahezu jeder Sportart zu Land oder Wasser. Auch Tüftler und IT-Spezies kommen voll auf ihre Kosten, das soziokulturelle Angebot in Vereinen beeindruckt, sorbische Traditionen werden verankert und intellektueller Austausch in verschiedensten Bereichen gepflegt. Eine Vielzahl von Projekten engagierter Vereine fördern in Hoyerswerda die Demokratie und Bildung, schaffen Lebensperspektive, kämpfen für Integration, vereinen Nationen und Kulturen, erforschen die Lausitzer Tierwelt, geben Kindern Mut, wandeln auf den Pfaden des Vaters aller Computer und schreiten im digitalen Fortschritt voran. Soviel zur Theorie. Praktisch sind sich viele Bürger/Innen von Hoyerswerda und Umgebung dieser schieren Bandbreite an Möglichkeiten schlichtweg nicht bewusst, suchen nicht danach.