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Wenn einen der Schlag getroffen hat

Das Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda hilft Betroffenen

Schlaganfall – schon das Wort allein ruft bei vielen Menschen Unbehagen hervor. Allzu bekannt sind Bilder von Betroffenen, die infolge eines Schlaganfalls erheblich gesundheitlich und damit auch in ihrer Lebensqualität schwer beeinträchtigt sind. Zwar nimmt mit steigendem Alter das Risiko eines Schlaganfalls zu, es handelt sich aber keineswegs um eine reine Alterserkrankung. Schon junge Menschen können betroffen sein. Doch egal, in welchem Alter, es kommt immer auf schnelle professionelle Hilfe an.

Zertifiziertes Versorgungskonzept für Schlaganfall-Patienten

In der Klinik für Neurologie in Hoyerswerda wird betroffenen Patienten geholfen. Sie ist der jüngste eigenständige Bereich im Seenland Klinikum. 2008 war an der Klinik für Kardiologie eine spezielle Station für Schlaganfallpatienten eingerichtet worden. Daraus ging 2016 die Klinik für Neurologie inklusive einer neurologisch geführten Stroke Unit hervor.

Diese ist seit 2018 als regionale Comprehensive Stroke Unit zertifiziert. Dabei wurde von Personalschlüssel und Qualifikation bis zur Geräteausstattung alles unter die Lupe genommen. Mit Erfolg. Auf das Zertifikat ist das Lausitzer Seenland Klinikum besonders stolz.

Comprehensive Stroke Unit bedeutet so viel wie erweiterte Schlaganfalltherapiestation. Diese arbeitet nach einem integrierte Versorgungskonzept mit einem Setting, welches die Akutdiagnostik und die Therapie im akuten Stadium mit einer frühen Mobilisation, Ergotherapie und Logopädie ermöglicht. Dabei werden die Betroffenen vom ersten Tag an bis zur Entlassung oder bis zur Verlegung in eine Rehabilitationseinrichtung umfassend von einem
Behandlungsteam versorgt.

Und dieselben Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte setzen die Behandlung fort, wenn die Betroffenen nicht mehr permanent durch Geräte überwacht werden müssen. Wenn Patienten, die nach einem Schlaganfall ohnehin in der Kommunikation und Beweglichkeit erst einmal stark eingeschränkt sind, in der Betreuung der gleichen Personen bleiben, können sich die Mitarbeiter besser auf die Betroffenen einstellen und die Patienten empfinden die Situation als weniger bedrohlich.

Symptome bei Schlaganfall

Rufen Sie bei Verdacht sofort den Rettungsdienst unter 112

Informieren Sie den Notdienst über die Verdachtsdiagnose Schlaganfall, damit der Notarzt sofort fachkundige Hilfe leisten kann. Ein Schlaganfall tritt üblicherweise „schlagartig“ von einer Sekunde auf die andere auf.

Häufige Anzeichen für einen Schlaganfall sind:

  • Halbseitige Gesichtslähmung
  • Lähmungserscheinungen oder
  • Taubheitsgefühle einer Körperseite
  • Sehstörungen wie Doppelbilder oder
    ein eingeschränktes Gesichtsfeld
  • Sprech- und Sprachstörungen
  • heftige Schwindelanfälle oder
    unsicherer Gang  /// Quelle: SOS-Net
Schlaganfall Behandlung
Akutdiagnostik nach Schlaganfall

Schlaganfallnetzwerk für Ostsachsen

Dresden und Hoyerswerda arbeiten im SOS-Net zusammen

Um Schlaganfallpatienten bestmöglich behandeln zu können, arbeitet die Klinik für Neurologie des Seenland Klinikums Hoyerswerda in einem Schlaganfallnetzwerk mit. Das Neurovaskuläre Netzwerk für Schlaganfallversorgung in Ostsachsen ist am Universitätsklinikum Dresden angesiedelt und vereint 47 Partner, darunter neun Kliniken mit einer zertifizierten Stroke Unit wie das Seenland Klinikum in Hoyerswerda.

Ziel von SOS-Net ist die flächendeckende, leitliniengetreue Versorgung von Patienten mit Schlaganfällen nach hohen Qualitätsstandards und einheitlichen Abläufen. Seit April 2020 leitet Dr. medic./IMF Cluj-Napoca Dorela Erk die Klinik. Als großen Vorteil von SOS-Net sieht sie die Zusammenarbeit auf kurzem Wege mit Neuroradiologie und Neurochirurgie – in Form der Telemedizin. Dabei können einzelne spezielle Schlaganfallformen rasch versorgt werden.

Anhand der im Lausitzer Seenland Klinikum erhobenen Befunde, die zeitnah digital in die Klinik für Neuroradiologie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus übertragen werden, erfolgt eine Mitbeurteilung und im Falle einer medizinisch notwendigen Verlegung eine rasche Übernahme ins Zentrum für erweiterte Therapieverfahren. Diese Netzwerkstruktur hat vor allem mit dem zunehmenden Stellenwert der mechanischen Thrombektomie (Entfernung eines Blutgerinnsels per Katheder aus einem Hirngefäß) für die akute Behandlung des ischämischen Schlaganfalls deutlich an Bedeutung gewonnen.

Da in Hoyerswerda keine Neurochirurgie angesiedelt ist, kann auf diesem Weg nach Sichtung der Bilder und Indikationsstellung durch die Dresdner Neurochirurgen auch die operative Therapie bei intrazerebralen Blutungen (Gehirnblutungen) ohne Zeitverlust organisiert werden.

Kurze Wege in Hoyerswerda von Vorteil

Interdisziplinäre Zusammenarbeit gelingt auf kurzen Wegen

Seit Frühjahr 2020 ist die neue Chefärztin im Klinikum in Hoyerswerda tätig. Sie habe sich gut eingelebt, sagt Dr. medic. Dorela Erk. Die gebürtige Rumänin erzählt, dass sie in ihrem Heimatland Medizin studiert und eine internistische Ausbildung mit kardiologischer Ausrichtung begonnen habe. Beim Studium lernte sie ihren späteren Mann kennen und kam mit ihm noch zu DDR-Zeiten hierher. In den Umbruchzeiten der Wende hat sie in einer Neurologischen Klinik „gut Fuß gefasst“. Jetzt mit gehörigem Abstand sagt sie lachend: „Es war auch was Schicksalhaftes dabei.“ Noch dazu, da sie von ihrer Ausbildung her einen internistisch-kardiologischen Hintergrund hatte, was ihrem Einstieg in die Neurologie, speziell in die Schlaganfallversorgung, zugutekam.

Mit kurzem Intermezzo in Brandenburg habe sie seither die meiste Zeit in Sachsen gearbeitet. Sie war lange in der Helios Klinik Schloss Pulsnitz in der Klinik für Neurologisch-Neurochirurgische Rehabilitation in leitenden Funktionen tätig. Zuletzt arbeitete sie als leitende Oberärztin im Zentrum für Neurologie und Schmerzbehandlung im Klinikum Niederlausitz in Senftenberg. Für Hoyerswerda sprachen aus ihrer Sicht der gute Ruf des Lausitzer Seenland Klinikums, die sehr gute Ausstattung und die Aufgabe, die Klinik für Neurologie nach dem Weggang ihres Vorgängers wieder zum Laufen zu bringen. „Das wäre jetzt noch mal die Herausforderung“, fand die 56-Jährige und griff zu. Inzwischen ist ihr das Seenland Klinikum vertraut. Sie verweist auf die gute Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken und ganz besonders auf die kurzen Wege zur Kardiologie.

Rehabilitation nach einem Schlaganfall
Erfolgreich rehabilitiert nach Schlaganfall
Erfolgreich rehabilitiert nach Schlaganfall
Dr. medic. Dorela Erk Hoyerswerda
Artikel im Stadtmagazin AHOY
Quelle: AHOY-Redaktion, Stadtmagazin Hoyerswerda, Ausgabe 3-2020 AHOY

Aufbau der Neurologie

Neurologische Komplexbehandlung auch bei Parkinson

Als Chefärztin hatte sie ein neues Team zusammenzustellen. Unter ihrer Leitung arbeiten sieben Ärzte in der Neurologie. Bis Ende des Jahres kommen zwei Oberärzte und zwei Weiterbildungsassistenten hinzu. „Dann ist die Personalsituation geklärt und es arbeitet sich leichter“, sagt sie. Für die Neurologie ist der Bedarf nicht gerade gering. Die Klinik behandelt Schlaganfälle, allgemeine neurologische Erkrankungen wie beispielsweise epileptische Anfälle, außerdem Multiple Sklerose, Polyneuropathien, Parkinson und Demenz. Darüber hinaus kann die Meinung der Neurologen ebenso bei Wirbel- oder Rückenverletzungen gefragt sein oder bei schweren Kopfverletzungen nach einem Unfall.

Dr. medic. Dorela Erk hat sich der Parkinson-Komplexbehandlung verschrieben. Die Patienten würden aufgenommen, diagnostiziert und medikamentös eingestellt. Da jedoch Parkinson-Erkrankte großen Schwankungen unterliegen, sei eine Beobachtung über mehrere Tage sinnvoll. In dieser Zeit werden sie auch krankengymnastisch, ergotherapeutisch, logopädisch und bei Bedarf neuropschyologisch betreut. Seit kurzem gehört ein Musiktherapeut zum Team.

Der Vorteil dieser Komplexbehandlung liegt für die Chefärztin klar auf der Hand: „Für die Ärzte, die die Wirkung der Medikamente gut beobachten können. Für die Patienten, die intensiver unter die Lupe genommen und gleichzeitig therapeutisch behandelt werden“.

Gartenarbeit und Malen entspannen

Allerdings braucht es dafür auch die Voraussetzungen in Form eines strukturellen Nachweises. Dazu gehören neben der ärztlichen Expertise, die notwendige Ausstattung und die Verfügbarkeit verschiedener Therapeuten. Durch die Krankenkassen ist die Parkinson-Komplexbehandlung im Seenland Klinikum Hoyerswerda bereits genehmigt. Infolge
der Corona-Vorschriften gab es aber bisher wenig Möglichkeiten der Umsetzung. Deshalb freut sich Dr. medic. Dorela Erk, dass inzwischen wieder ein relativ normaler Klinikalltag herrscht. „Ich hoffe, dass es durch die Freizügigkeit in der Urlaubszeit nicht zu einer Umkehr kommt“, sagt sie nachdenklich.

Die Versorgung der Schlaganfallpatienten ist sehr gut etabliert, die Parkinson-Komplexbehandlung angeschoben. In Vorbereitung sei eine Ambulanz für neurologische Patienten. Diese Sprechstunde war nicht ihre erste Priorität. Aber jetzt, da die Klinik wieder am Laufen ist, sei das ihr nächstes Ziel.

Privat würde die Mutter einer erwachsenen Tochter gern mal wieder verreisen – und malen. Seit die Dresdnerin in Hoyerswerda arbeitet, habe sie noch keine Zeit gefunden, den Pinsel in die Hand zu nehmen. Aber es bleibe ihr Hobby, sagt sie. Beim Malen entspannt sie. Noch viel besser könne sie das bei der Gartenarbeit. Aber auch dafür bleibt momentan  wenig Zeit.