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KRABAT-Tross eint die Lausitz

Sagenhafte Möglichkeiten nutzen und überregional wirken

Die sagenhafte Familienregion Hoyerswerda im Lausitzer KRABAT- und Seenland nutzt ihr geografisches
und historisches Potenzial, um ein überregionales Tourismus-Event in Gang zu bringen. Spektakel heißt das
Zauberwort und lässt deutschlandweit begeisterte Fans der Historie sowie der Fantasy-Rollenspiele dem
Alltag entfliehen. Unsere flache, wasserreiche und vielerorts sehr dicht bewaldete Lausitz eignet sich neben
der zauberhaften Auenlandschaft auch gerade wegen ihrer sorbischen Sagengestalt KRABAT für mystische
und historische Fantasy-Spektakel.

Kornelia Helm, Land- und Pferdewirtschaftsmeisterin vom Reiter- und Bauernhof Helm in Eutrich (Königswartha), ihr Mann Sven sowie Monika Šajatović Bračika, Unternehmerin aus Kroatien eint ihr großes
Interesse an den Mythen und Geschichten um KRABAT. Mit Ideenreichtum und Esprit engagieren sie sich seit vielen Jahren im KRABAT e. V. und begaben sich gemeinsam auf die Spuren des wendischen Zauberlehrlings. Ihre Vision von einem berittenen Tross nach Kroatien fand auch in Hoyerswerda aufgeschlossene Unterstützer.

Da aller Anfang schwer und doch so entscheidend ist, brachen die kreativen Köpfe die internationale
KRABAT-Tour in verdaulichere Häppchen: Die Idee von einem KRABAT-Tross entlang des etwa 90 Kilometer langen KRABAT-Radweges war geboren. Diese historisch-sagenhafte Prozession solle den „guten sorbischen Zauberer KRABAT“ und sein historisches Vorbild Janko Šajatović (Johann von Schadowitz) entlang seiner Stationen in der Lausitz feiern. Zusammen mit den Akteuren des KRABAT e. V. und der MitMachStadt Hoyerswerda wurde an der Idee gefeilt, die KRABAT-Sage als spektakuläres KRABATFestival und mobilen KRABAT-Tross zu initiieren.

Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück dieser Erde

Pferdewirtschaftsmeisterin Kornelia Helm, Pferdefreund Robert Gbureck, Inhaber des Eiscafés Schoko & Luise sowie Drehbuchautor Olaf Winkler sahen es bildlich vor sich: Hoch zu Ross führen KRABAT und die KRABATEN (Kroaten aus dem Land KRABATEN, alte Bezeichnung für Kroatien) in historischen Uniformen den KRABAT-Tross an. Wie das historische Vorbild, der Reiterverein „Kroaten zu Pferd“ bewegt sich das Gefolge mit Pferden und Gespann, gar zu Fuß durch die idyllische Landschaft der Lausitz. Auf den Spuren des mystischen und historischen KRABAT ziehen die historischen Themen-Wagen munter von Ort zu Ort.

Eutrich (Königswartha) bildet als Geburts- und Kindheitsort des sagenhaften KRABAT den Start- und Endpunkt der Tour. Weiter geht es nach Groß Särchen, dem sorbischen Wirkungsort des historischen Vorbilds Janko Šajatović (Johann von Schadowitz). Nach dem Besuch dessen Grabstätte in Wittichenau gestattet sich der Tross einen Abstecher nach Hoyerswerda zum historischen Haltepunkt der Leitfigur als Leibwächter und persönlicher Berater des sächsischen Kurfürsten im Schloss Hoyerswerda. Weitere Stationen bilden die KRABAT-Mühle Schwarzkollm, dem Gesellen-Ort der Sagenfigur sowie Kamenz und Nebelschütz.

Der Stoff, aus dem sagenhafte Geschichten entstehen

KRABAT-Biograf und Genealoge, Hans-Jürgen Schröter aus Wittichenau erforscht die historischen Geschichten der Vorbilder des KRABAT-Sagenstoffes. Insbesondere der wahre Lebensverlauf des Johann von Schadowitz als KRABAT in der Oberlausitz bringt Hans-Jürgen Schröter in wertvoller Recherchearbeit Stück für Stück ans Tageslicht. Als Mitglied und Dauergast des Vorstandes des KRABAT e. V. in Nebelschütz verbreitet er den KRABAT-Gedanken in unserer zweisprachigen Lausitz seit Jahrzehnten: „KRABAT wirkte über das oberlausitzer Dreieck Kamenz, Bautzen und Hoyerswerda hinaus und ist aus meiner Sicht die Leitfigur der gesamten Lausitz schlechthin.“ Und es ist wahr. Die Geschichten und Sagen zum sorbischen Faust erzählt man sich in der Niederlausitz genauso wie in der Oberlausitz.

KRABAT wirkte in Hoyerswerda wie in Groß-Särchen, in Bautzen oder vielen anderen Städten und Gemeinden. Dresden sei dabei nicht zu vergessen. „Er hinterließ viele Spuren, die man finden kann, wenn man nur genau hinsieht“, versichert der KRABAT-Biograf.

So verbrachten der mystische und der historische KRABAT den Großteil ihres Lebens in den Dörfern rund um Hoyerswerda. In Schwarzkollm erlernte die Sagenfigur beim Schwarzen Müller die Zauberkunst. Auf den Märkten in Wittichenau und Kamenz nahm KRABAT reiche Viehhändler auf die Schippe. Der kroatische Offizier adligen Geschlechts, Johann von Schadowitz, rettete den Vater des sächsischen Kurfürsten August den Starken im Krieg und vereitelte einen Giftmord an ihm.

Als Vorwerksbesitzer in Groß Särchen brachte der historische KRABAT Wohlstand in das arme Siedlungsgebiet der Sorben: er machte karge Böden fruchtbar, bewässerte verdorrende Saaten und legte Sümpfe trocken. Überlieferungen nach erhob sich nach KRABATs Tod ein weißer Schwan gen Himmel. Die Bauern stimmte dies optimistisch: „Seht das Geleit des großen KRABAT. Er wird uns nicht verlassen und dafür sorgen, dass wir ein freies und glückliches Volk werden.“

Krabat-Tross durch die Lausitz

Der historische Hintergrund

Das Ackerbürgertum im 17. Jahrhundert erfuhr Unterdrückung in ihrer Entfaltung durch den Adel und hatte zudem mit reichlich unergiebigen Böden zu kämpfen. Im Jahre 1660 kommt der hochgebildete kroatische Offizier und Söldner Janko Šajatović (mit einer Einheit von 52 Gardisten und 87 Pferden) nach Sachsen, um am Dresdner Hof seinen Dienst in der Leibgarde des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. anzutreten. Nach seiner Pensionierung bleibt Šajatović in Sachsen und leistet einfallsreich „Entwicklungshilfe“ in der sorbischen Oberlausitz. Nach seinem Tod im Jahre 1704 verwandelt der Volksmund Šajatović/Schadowitz in die Sagenfigur vom „guten sorbischen Zauberer KRABAT“.

Kurfürst August der Starke schenkt 1705 seiner zeitweiligen Mätresse Katharina von Teschen die Standesherrschaft Hoyerswerda. Die neue Herrin fördert das Städtchen, den ansässigen Handel und das Handwerk. Sie war es, die das Schloss Hoyerswerda im Barockstil aus- und umbauen ließ. Ganze 32 Jahre lenkte Katharina von Teschen die Geschicke der Stadt.
Handwerk im Ackerbürgerstädtchen Hoyerswerda
Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) kam es nahe der Stadt zu einem Gefecht zwischen preußischen und österreichischen Truppen. Erst 1782 wurden die Frondienste in Hoyerswerda aufgehoben und die Äcker an einzelne Bauern der Umgebung verpachtet.

Die Sagenfigur und historische Leistung des „echten“ KRABAT bleibt in Kroatien mehr als 300 Jahre unbekannt, doch in der Lausitz gewinnt sie ab Mitte des 19. Jahrhunderts an großer Popularität. Jedoch vergisst man für fast 200 Jahre seine eigentliche nationale Herkunft und seine Leistungen für unsere Region. Diese zwei Seiten von KRABAT, seine historische wie seine mythische erweckt der KRABAT-Tross zu neuem Leben.

Eine Ausstellung im Haus der Sorben (Postplatz, Bautzen) zeigt den Obrist Johann von Schadowitz zu Pferd. @Bildhauer & Künstler Jörg Tausch aus Rohne reiste bis nach Kroatien, um die historischen Spuren des Krabat zu erkunden.
Skulptur von Jörg Tausch, Offizier Johann von Schadowitz
Wolfgang Kraus als Krabat Johann von Schadowitz im Krabat e. V.
Sagenfigur KRABAT erleben
Dieter Kliemek alias „Der Schwarze Müller“, Kornelia Helm, Wolfgang Raus alias „Johann von Schadowitz“ und Sven Helm auf dem Reiterhof Helm in Eutrich

Migration als Quelle der Inspiration

Solidarische und weltoffene Begegnung in der Lausitz

Auch der KRABAT-Tross ehrt den historischen „Migranten“ KRABAT („KRABAT“=Croat) sowie seine sagenhafte Verkörperung als sorbischen Zauberer. Reiner Deutschmann, Vorstandsvorsitzender des Krabat e.V. erläutert: „Wir erleben einen Spannungsbogen von über 350 Jahren europäischer Geschichte. Und so steht Johann von Schadowitz für ein geglücktes Beispiel, wie bereits im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert die solidarische und weltoffene Begegnung zweier Völker als Inspirationsquelle wirken und regionale Identität stiften kann.“ Denn gerade auf dem Land fehlten bis dahin die wichtigen Voraussetzungen für Neuerungen: schneller Wechsel und internationaler Austausch.

Mit dem KRABAT-Tross als jährlich stattfindendes Tourismus-Event erwecken die Gemeinden und Städte der Lausitz traditionelles Brauchtum sowie deutsch-sorbische Zweisprachigkeit zu neuem Leben. Gemeinsam und städteübergreifend nutzt das Projekt „KRABAT-Tross“ die teilweise längst vergessenen Traditionen der Lausitz und fördert kulturelles Brauchtum.

Bereits bestehende und erfolgreiche Formate wie das jährlich in unserer Region und in der kroatischen bzw. slowenischen Region Zumberak stattfindende KRABAT-Fest des KRABAT e.V., die KRABAT-Festspiele der KRABAT-Mühle in Schwarzkollm sowie die integrativen Konzepte der KRABAT-Region werden durch den KRABAT-Tross logisch ergänzt und zusammengeführt. Denn nur gemeinsam kann es gelingen, die sorbische KRABAT-Saga mit einem breiten Angebot an touristischen Events und Produkten als starke Marke der Lausitz deutschlandweit zu etablieren.

Sagenstoff KRABAT aus der Feder Preußlers

Handlung des Jugendbuch von Otfried Preußler, 1971

Während des Großen Nordischen Krieges, Anfang des 18. Jahrhunderts tritt der sorbische Waisenjunge KRABAT seine dreijährige Lehre in der Mühle im Koselbruch bei Schwarzkollm an. Nach und nach entpuppt sich die Mühle als „Schwarze Schule“, in welcher der Müllermeister die zwölf Mühlknappen in die Schwarze Kunst eingeführt.
KRABAT gewinnt im Altgesellen, Tonda, einen guten Freund. Doch Tonda stirbt zum Jahreswechsel auf mysteriöse Art und Weise und wird sogleich durch einen neuen Lehrjungen ersetzt. Am Ende des nächsten Jahres stirbt abermals ein Geselle eines rätselhaften Todes. Wieder kommt ein zwölfter Mühlknappe rasch hinzu.

Langsam durchschaut KRABAT das furchtbare Spiel: Zum Ende eines jeden Jahres opfert der Müllermeister einen seiner Schüler an den Gevatter Tod, um selbst am Leben zu bleiben. Der jeweils beste Schüler muss sterben, bevor er dem Meister die Stirn bieten kann. KRABAT lernt die Schwarzen Kunst und trifft sich mit einem Mädchen aus dem nächsten Dorf, der „Kantorka“ (sorbisch, Vorsängerin der Ostergesänge). Nur die aufrichtige Liebe eines Mädchens kann KRABAT einzig in der Silvesternacht retten. Kurz vor dem Jahreswechsel erscheint die Kantorka in der Mühle und bittet ihren Geliebten frei. Doch muss sie zunächst eine Probe auf Leben und Tod bestehen. Dank der wahren Liebe zu KRABAT erlangen die Mühlknappen ihre Freiheit. Der Meister stirbt noch in der Silvesternacht und verbrennt mit samt seiner Mühle.

Logo der Familienregion Hoyerswerda
Raben Küken schlüpft aus sorbischem Osterei
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